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Auf den Tag genau heute vor 10 Jahren haben wir den Jazzclub Tonne in seiner Original-Location wiedereröffnet.
Nach dem notwendig gewordenen Auszug 1997, einem etwas längeren Aufenthalt im Waldschlösschen-Areal, einigen kurzen Zwischenstationen und 12 ereignisreichen Jahren im Souterrain des Kulturrathaus war der Club am 17. Oktober 2015 endlich wieder dort angekommen, wo er hingehört: am Urspungsort, an dem 1981 alles begonnen hatte – in den Kellergewölben des Kurländer Palais.
Nun sind wir bereits wieder seit 10 Jahren hier und haben in dieser Zeit fast 1.000 Konzerte veranstaltet und das gilt es zu feiern – mit besonderen Live-Ereignissen.
Am heutigen \“Tag der Wiedergeburt\“ spielt deshalb die internationale Band, die bislang wohl am häufigsten auf ihren Welttourneen bei uns Station machte. Und das hat seinen Grund!
Es gibt Bands, bei denen jedes Album ein Schritt ins Unbekannte ist. Es gibt andere, deren Entwicklung eine verlässliche und konsequente Erweiterung ihres Terrains darstellt. Letzteres trifft auf das isländische Musiker-Kollektiv ADHD zu.
Seitdem sie 2013 mit ihrem Album \“2\“ erstmals in der Tonne waren, sahen wir sie mit fast jedem neuen Album wieder. Jetzt kehren sie erneut zurück, im Gepäck ihr Album \“ADHD 9\“.
Es ist nahezu unmöglich, ihre Konzerte anhand traditioneller musikalischer Parameter zu beschreiben. Eine Performance dieser vier Wikinger ist immer ein allumfassendes Ritual, eine magische Mischung aus Beschwörungstanz und Naturereignis. Wenn Keyboarder Thómas Jónsson, Gitarrist und Bassist Ómar Gudjonsson, Saxofonist Óskar Gudjonsson und Schlagzeuger Magnús Trygvason Eliassen gemeinsam auf der Bühne stehen, erhält der normalsterbliche Mitteleuropäer zumindest eine vage Ahnung davon, wie das Inselvolk im hohen Norden über all die Jahrhunderte ihre langen, kalten Winter überstehen konnte. Sie produzieren ihre Energie einfach selbst.
Wie bei einem Vulkan konzentriert sich diese Energie zunächst nach innen, um dann mit umso mehr Wucht und Nachdruck nach außen zu dringen. Die Musik von ADHD bleibt im jazzigen Flow kontemplativ, und doch sind da immer wieder spannende Unregelmäßigkeiten, Umleitungen und Ablenkungen.
Dieser ungezügelte Strom menschlicher Schwingungen, der sich über alle Genregrenzen hinwegsetzt und den Jazzhörer ebenso in seinen Bann zieht wie den Rock-Fan und den Raver, folgt einem uralten menschlichen Verlangen, dessen nonverbaler Impuls älter ist als jede Sprache und trotzdem ganz und gar in der Gegenwart verortet. Die Weite des Universums und die Unendlichkeit der Zeit kulminieren in diesem Happening der totalen Musik genauso wie die abgrundtiefe Mystik der freien Imagination und der unermüdlichen Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Themen.
Das Gesamtkunstwerk ADHD lässt sich nicht in Worte fassen. Diese unvergleichliche Zeitlosigkeit im Hier und Jetzt kann man nur selbst erleben.
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