Sonderkonzert

STEAMBOAT SWITZERLAND CH

Avantgarde Jazz Trio aus der Schweiz
Veranstaltung teilen
Sonntag
30. Mrz 2003
21:00 Uhr
Eine Musik jenseits der Kategorisierbarkeit: Schon der Name der Band, Steamboat Switzerland, weist eher auf Dixieland als auf avancierte Improvisationsmusik hin, und das Trio selbst tritt auf Rock- und Jazzfestivals ebenso auf wie auf Festivals zeitgenössischer Musik. Auch zum Konzert von Steamboat Switzerland im Dresdner Schillergarten im Herbst 2001 waren alle drei Dimensionen der »Steamboat Switzerland«-Musik vertreten. Wuchtige Rockrhythmen zu bohrenden, dräuenden Hammond-Orgel-Kaskaden, raffinierte Tempo- und Rhythmuswechsel, ineinander verschachtelte rhythmisch-melodische Teilstrukturen, sich entwickelnde Soundflächen, harmonische Kontraste und Erweiterungen, an den »musikalischen Zügeln« zerrende Improvisationen und ein motivisches Zusammenfinden aller drei gehörten zu den bemerkenswertesten Aspekten der in zwei Sets gespielten Musik. Die drei Musiker griffen dabei auf das Material der CD »ac/dB [Hayden]« sowie auf einige Mini-Kompositionen Stefan Wittwers zurück, die auf der ersten Steamboat-Switzerland-CD veröffentlicht worden waren. Dreh- und Angelpunkt der Musik war Drummer Lucas Niggli, ein Erzmusikant, der sich offenbar problemlos in nahezu jedes musikalische Idiom hineinfühlen und -trommeln kann: als »Rocker« rief er Erinnerungen an Terry Bozzio wach, als »neuer Jazzer« verfügte er über die Fähigkeit Joey Barons, komplexe multirhythmische Gebilde und rasante Tempowechsel zu meistern, und als »Zeitgenössischer« schlug er manch skurriles, im Sound exquisites Perkussionsmuster. Niggli war einfach faszinierend und bestätigte seinen Wahlspruch: »Es muss tropfen!«, womit er meint, dass Musik, speziell Jazz, dann gut ist, wenn sie / er mit Power und höchstmöglicher Sensibilität gespielt wird. Um Niggli herum gruppierten sich Dominik Blum mit seiner Hammond und diversen weiteren Elektronik-Instrumenten sowie der »Heavy«-Bassist Marino Pliakas. Beide machten die Sache rund, im Sound ungeheuer spannungsvoll und wuchtig, gleichermaßen aber auch klanglich abenteuerlich. Auch diesen beiden war es zu danken, dass die Musik immer wieder aufs Neue überraschend durch schier alle nur denkbaren Spiel- und Motivsituationen galoppierte und sich multistilistisch ständig wandelte und ausweitete – von fulminanten, drei Sekunden währenden Deep-Purple-Hammond-Rocksounds bis zu irrlichternden, filigranen minimal-music-Passagen, von Noise-Orgien bis Rockbass-Sounds war alles drin. Atemberaubende musikalische Interaktionen zwischen verschiedenen Ausdruckssphären waren bei diesem voll unter Dampf stehenden Trio aus der Schweiz Standard. Nun kehrt die Band nach Dresden zurück, ganz kurzfristig zwar und deshalb nach Redaktionsschluss des Monatsprogramms gebucht, und diesmal zelebriert sie in den nun regulären Räumen des Jazzclubs Neue Tonne auf der Königstraße 15 ihre Soundorgien.