FEBRUAR-HÖHEPUNKTE

JULIA HÜLSMANN TRIO und ANNA LAUVERGNAC

»Come Closer« – eine verrückte Annäherung an den großen Randy Newman
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Samstag
28. Feb 2004
21:00 Uhr
Als Julia Hülsmann klein war, lief ein merkwürdiger Konzert-Mitschnitt im Fernsehen. Ein Mann hockte da alleine am Flügel und sang wunderschöne Sachen mit einer eigentlich schrecklichen Stimme. Julia Hülsmann fand das ziemlich toll. Und freute sich, dass ihre Eltern zufälligerweise Noten von diesem seltsamen Typen gekauft hatten. So setzte sie sich also ans heimische Klavier und spielte zum ersten Mal in ihrem Leben keine klassischen Etüden. Sondern Songs von Randy Newman. Es war der Beginn einer langen Liebesgeschichte. Julia Hülsmann ist inzwischen selbst eine bekannte Pianistin. 2003 nahm sie zusammen mit ihrem Trio und der norwegischen Sängerin Rebekka Bakken die Platte »Scattering Poems« auf, die bei Publikum und Kritik gleichermaßen zu einem verblüffenden Erfolg wurde. Hülsmanns Vertonungen von Gedichten des amerikanischen Avantgarde-Lyrikers E.E. Cummings bescherten zwei der größten Talente innerhalb der europäischen Jazzszene den verdienten Durchbruch. Mit »Come Closer«, ihrer eigenwilligen Hommage an Randy Newman, zeigt die in Berlin lebende Pianistin und Wunder-Arrangeurin, dass man ein an sich schon makelloses Debüt problemlos übertreffen kann. Man muss nur ein untrügliches Gespür für große Lieder und den Mut sowie die Begabung haben, um diese teilweise 30 Jahre alten Stücke für die Gegenwart der improvisierten Musik nutzbar zu machen. Man muss natürlich auch die richtigen Leute kennen. Der Bassist Marc Muellbauer und der Schlagzeuger Heinrich Köbberling sind Hülsmanns langjährige kongeniale Komplizen, little criminals, die mächtigen Tons und perkussiv einfallsreich lauter krumme Dinger drehen. Kammerjazz mit Dreck an den Fingern und beißendem Spott in der Herzkammer ist das Ergebnis. Und so tanzt Randy Newman nun den New-Orleans-Gumbo, ist plötzlich Mitglied im Ambient-Fan-Club und hört vergnügt den Rhodes-geschwängerten Spacejazz eines Herbie Hancock. Hülsmann hat aber auch eine neue Partnerin im (Lust-)Verbrechen entdeckt. Anna Lauvergnac, seit langem Sängerin des Vienna Art Orchestra, spielt jede Rolle einfach perfekt. Sie ist dämonische Verführerin (»You can leave your hat on«), Blues-Verzweifelte (»Let's burn down the cornfield«), wahnwitzig abgebrühte Tochter (»Mama told me not to come«) und Ko-Autorin des zusammen mit Hülsmann geschriebenen Titelstücks dieser CD. »Come Closer«: näher kann man Randy Newman nicht kommen. (Uli Fild)

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