Nicht erst seit Erscheinen seines vielgelobten Albums »Nomad's Notebook« hat der aus Harrisburg, Pennsylvania, stammende und heute in New York lebende Saxophonist Andy Middleton einige namhafte Fürsprecher, die von seiner Kunst überzeugt sind: Für David Liebman beispielsweise repräsentierte der heute 41-jährige Middleton »das beste einer neuen Generation von Jazzmusikern«, Randy Brecker hält ihn für »einen der stärksten Tenor- und Sopransaxophonisten der Szene«; und John Abercrombie ist begeistert von Middletons »zeitgenössischem Spiel und Songwriting mit wirklichem Bewusst-sein der Jazztradition«. Seit Middleton zu High School-Zeiten seine Liebe zum Jazz entdeckte und anschließend den Umgang mit seinem Instrument erlernte, hat der elegante Reedsman auf so mancher Fusion- oder Crossoverplatte mitgewirkt; auf dem französischen Label »Owl Records« hat er (vor Nomad's Notebook) zwei Alben unter eigenem Namen veröffentlicht, die ganz offensichtlich einigen Eindruck in Fach- und Kollegenkreisen gemacht haben. Darüber hinaus ist Middleton Co-Leader des kanadisch-amerikanischen Quartetts »The Fensters«, das Tradition und Moderne mit viel Augenzwinkern verbindet. Die Welt wird Andy Middleton mit seiner Musik nicht aus den Angeln heben, dennoch ist der Saxofonist mehr als nur ein Neo-Bopper, der auf alten Harmoniegerüsten virtuos rumturnt. Seine subtilen Bläserarrangements und filigranen Improvisationsketten finden die richtige Balance aus Anspruch und Ursprünglichkeit.
Der Tenor- und Sopransaxofonist aus New York lernte seine ersten Lektionen in einer der wohl letzten Bands von Altmeister Lionel Hampton, verfeinerte sein strukturelles Denken bei Bob Berg, erhielt den definitiven »Ritterschlag« in der Big Band von Maria Schneider, nahm Platten mit Ralph Towner und Dave Holland auf und spielte (vor wenigen Jahren bei einer Tour) sogar eine Barbara Dennerlein völlig an die Wand. Middleton weiß ganz genau, wie Musik zu funktionieren hat. Seine selbst komponierten Tunes sind Landschaften, durch die er sich elegant mit seinen Saxes schlängelt, kleine Soundtracks zu einem Film, der zunächst nur im Kopf abläuft, aber mit jeder Sekunde plastischer im Unterbewusstsein der Zuhörer Gestalt annimmt. Verwinkelte Rhythmen, verschachtelte Harmonien, von allen Fesseln befreite Motive, die nur darauf warten, von den Instrumentalisten wieder eingefangen und koloriert zu werden. Andy Middleton spielt keinen Freejazz, keine Experimentalmusik, aber seine Klänge sind Abenteuerreisen in der Welt der Details.
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