Sie bezeichnen sich selbst als Mini-Bigband: lautgut76 aus Hamburg. Das Paradox lässt aufhorchen. Und in der Tat: gleich die ersten Takte ihrer Debut-CD bestätigen die behauptete Beschreibung. Wenn die drei Bläser zum fetten Groove der ebenfalls dreiköpfigen Rhythmusgruppe losschmettern, vermeint man tatsächlich, eine Bigband zu hören. Aber eine gute Bigband vermag auch, Klangwelten aufzubauen jenseits von schmetterndem Blech und scheppernden Becken. Das freilich ist für ein Sextett ungleich leichter, wenn auch nicht selbstverständlich. Bei lautgut76 jedenfalls ist die dynamische Spannbreite groß, was sie auszeichnet und von vielen anderen abhebt. Da lässt ein zartes und zerbrechliches Stück viel Luft zum Atmen, nur um sich dann unschuldig pfiffelnd davon zu stehlen und einem mächtigen Klanggewitter aus dichtem Rockgroove und verschrobenem Bläsersatz Platz zu machen. Doch beim Hetzen zwischen zwei weit auseinanderliegenden musikalischen Haltestellen wird man die Sechs nicht erwischen, denn auch der Weg dazwischen wird genüsslich beschritten. Und: man lässt sich dabei Zeit, viel Zeit, was durchaus als Stärke zu verstehen ist. Mantra-artig werden da Themen wiederholt, die ihre starke Wirkung aus ihrer Einfachheit beziehen. Mal kulminiert die Wiederholung dann in eine Brachialität, deren natürliche Spannung nun paradoxerweise zur Entspannung gereicht, mal wird sie gebrochen durch plötzliche und unvermutete Rhythmus- und Tempowechsel.

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