Musiker ernähren sich meist kannibalisch von der Kunst der Kollegen. Und beim Hören merkt man deutlich: Meusel und Schöbel haben gut gegessen, ohne Magendrücken zu bekommen. Die Eisenbahn dampft, die Sonne scheint. Manchmal auch der Mond. Wieder raus aus der Bar, rein in den nächsten Club. Pulsierend, doch ohne Hast, geben sie ihren Blue Notes immer einen unerwarteten Rahmen und machen deutlich, dass das »Boogie-Duo« im herkömmlichen Sinne ausgedient hat.
Plus- und Minus-Pole sind klar zu identifizieren, die Erdung erst recht. Wer 2Hot bei ca. 1200 Auftritten in den letzten 10 Jahren genießen wollte, musste bereit sein, Vince Webers Klavierspiel als Klassik zu akzeptieren. Oder Bruce Hornsby als Blueser. Man hätte auch erkennen können, dass Schlager schön sind, wenn Sie vom Ramsey Lewis-Trio gespielt werden. Oder die Melancholie hinter dem Lächeln von Fats Waller.
Mit den beiden kommen die seit längerem wichtigsten Boogie-Musiker Dresdens zum eigenen 2Hot-Konzert in die »Tonne«. Das wurde aber auch, nachdem Meusel und Schöbel schon immer mal in anderen Konstellationen hier aufgetreten waren, höchste Zeit!
Mario Meusel: »Zum Jazzclub Neue Tonne haben wir eine besondere Beziehung. Nicht nur weil wir in allen bisherigen drei Heimstätten des alten und neuen Klubs auftreten durften. Wir haben hier auch unsere zweite CD aufgenommen und für all unsere Projekte ein sehr aufgeschlossenes und dankbares Publikum vorgefunden.«
Erinnert sei hier vor allem an die »KLAWIR«-Abende oder manches Intermezzo mit dem Saxofonisten Micha Schulz.
Im Konzert präsentieren 2Hot ihre aktuelle CD »Ragged Times« (mlm). Das musikalische Grundkonzept der beiden besteht aus einer geballten Ladung Blue Notes, sie selber nennen es »Boogie mit Subwoofer«. Zubeißende Tempi werden mit Schlagzeugeskapaden garniert. Auch Spielformen der letzten Jazzdekade sind ihnen nicht fremd. Das »klassische Eckensitz-Oldtime-Duo« hat schon lange ausgedient – hier spielt die Musik!
Christian Schöbel: »Wir wissen, dass unser Publikum weiß, woher es kommt. Wir belehren niemanden. Wir machen schließlich selber antiautoritäre Musik.«
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