Studiert hat er Forstwirtschaft 1968 in Tharandt, doch bald zog es ihn zur Rockmusik – DDR-gemäß fast folgerichtig flog er deswegen im Mai 1971 von der Uni. Noch als Student war er Gitarrist bei den Tharandter »Green Boys« (1969), dann wechselte er zum »Rot-Weiß-Septett« (1970) und etwas später zu »Amethyst« (1972). Nach der Peter Haack Combo (1973, er war nun Rock-Berufsmusiker) folgte dann – der junge Mann war nach Dresden umgezogen – die Peter-Rosenkranz-Combo (1974).
1975 ging es weiter in der Ekkehard Sander Formation als Sänger und Gitarrist, dann bei »Vitamin C« (mit Hans-Peter Dohanetz, Piano; Werther Lohse, Drums; Mike Demnitz, Bassgitarre), schließlich ging es zu »Scat« (1977), ab 1978 spielte der Musiker bei Ute Freudenberg und Elefant, seiner letzten »offiziellen« Band in seiner DDR-Zeit. Kurz vor seiner Ausreise nach Griechenland schließlich verdiente er sich ein paar Kröten zum Überleben als Techniker bei Theo Schumann. Heute ist er ein innovativer und erfolgreicher Kunstpromoter, Maler und Bassgitarrist im weiten Bereich der freien, assoziativen Improvisationsmusik: Frank Wollny.
1982 kam er in den Westen, dort ging Wollny 1983 nach New York und 1984 nach London, wo er die Bekanntschaft mit Josef Beuys machte. Lange Dispute mit Rald Winkler alias A. R. Penck weckten in Wollny den Wunsch, selbst zu malen, ohne das Musizieren aufzugeben. Seither arbeitete er anlässlich der verschiedensten Projekte mit weltbekannten Künstler- (Maler- und Jazz-) Persönlichkeiten zusammen: mit Louis T. Moholo, Billy Bang und Frank Wright, mit Butch Morris und Jeanne Lee. 1988 besuchte er Don van Vliet alias Captain Beefheart, was Frank Wollny sowohl im Hinblick auf seine eigene Malerei als auch bezüglich seiner freigeistigen Musikauffassung spürbare Impulse verlieh. Noch im selben Jahr schloss er die Bekanntschaft mit Dennis Hopper und Joni Mitchell. Auch 1988 beginnen in Santa Monica / Kalifornien Arbeiten im Studio gemeinsam mit A. R. Penck und Markus Lüpertz.
1989 kehrte Frank Wollny nach Deutschland zurück und gründete 1990 das multikulturelle Zentrum Haus Schönblick. »Haus Schönblick« war einst eines der größten Hotels in der Eifel. Es wurde im zweiten Weltkrieg zur Hälfte zerstört und von dem Orden »Spiritianer vom Heiligen Geist« wieder aufgebaut. Wollny übernahm das Haus und renovierte es zusammen mit der Familie und Künstlern aus dem Freundeskreis. Das Erdgeschoss mit der ehemaligen Kapelle wurden Ausstellungs- und Performanceräume. Darüber gab es zwei Wohnetagen und in der dritten Etage gab es Gästezimmer. Diverse Ateliers waren auf dem Rest des Grundstückes nutzbar.
Seit Anfang der neunziger Jahre unternahm Frank Wollny mehrere Reisen nach Brasilien, China und Tibet, hatte in China mehrere Kunstausstellungen, wurde Gastprofessor an der Academy of Fine Arts in Tianjin und dort sogar zum »Art Consultant at Tianjin Academy of Fine Arts« berufen.
Wollny reaktivierte sein TTT-Projekt, das er schon 1983 mit A. R. Penck und weiteren gegründet hatte. »TTT ist die verbale Abstraktion einer improvisierten Musik, deren Struktur durch konzentriertes Entstehenlassen grooviger Rhythmik und frei improvisierter Melodieführung eines oder mehrerer solistischer Instrumente geprägt ist«, erklärt Wollny. »Diese Musik hat absoluten emotionalen Charakter und widerspiegelt das Leben der integrierten Musiker.« Wie das »T« als abstrakt-zeichenhafte Deutung von »Horizontal« und »Vertikal« in der Malerei interpretiert werden kann, so wird in der improvisierten TTT-Musik Rhythmik und Solo konzipiert – quer zueinander stehend. »Durch diese bewusste Funktionstrennung versuchen wir,« so Wollny, »das musikalische Ego der beteiligten Musiker oder Künstler herauszuhalten.« Im Laufe der Zeit waren – in wechselnden Besetzungen – mehr als fünfzehn Musiker und Künstler am TTT-Projekt beteiligt. Für den Mitbegründer Penck kam in der Mitte der neunziger Jahre Markus Lüpertz ins Projekt, der den Aspekt der bildenden Kunst im TTT-Projekt aufrecht erhielt und der – als Pianist, Penck spielte Schlagzeug – nun für eine tiefere harmonische Dimension des Bandklangs sorgte. Jahrelang waren der Freejazz-Saxofonist Frank Wright (bis zu dessen Tod am 17. Mai 1990) und der Drummer Louis Moholo Mitglied bei TTT, sogar Udo Lindenberg durfte mal bei dem Auftritt zur »Jazz Rally« in Düsseldorf 2001 als Drummer mitspielen.
Nun kehrt – zumindest für ein paar Stunden – der wohl bekannteste Tharandter »Kunst«-Student wieder heim: Am 16. März (19 Uhr) spielt Frank Wollnys TTT-Band, die aktuell mit international bekannten Stars des deutschen zeitgenössischen Jazz wie Manfred Schoof, Gerd Dudek, Frank Köllges und Wolfgang Lackerschmidt besetzt ist, mit Markus Lüpertz im Jazzclub Neue Tonne. Anlass ist die vorherige Eröffnung einer Ausstellung mit Werken von Lüpertz in der benachbarten Galerie Emmagoss. Für Rock-Historiker: Mit Peter Sandkaulen ist auch der electra-Gitarrist der Anfangssiebziger dabei, längst mit freieren, un-poppigen Klängen.
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