Jiří Stivín
Wie kaum ein anderer verkörpert Jiří Stivín die besten Traditionen des böhmischen Musikantentums. Er hat dieses Erbe angereichert mit den Erfahrungen des Jazz und der Neuen Musik. Virtuos und vital, mit Hingabe und Intellekt setzt er sich über alle Kategorien hinweg. Er gilt heute international als einer der besten Jazzflötisten wie auch als ein weithin anerkannter und hochgeschätzer Interpret von Werken der Renaissance- und Barockmusik.Jiří Stivíns musikalische Wanderschaft begann im Prag der sechziger Jahre. Er studierte zunächst an der Filmakademie, die er mit dem Diplom als Kameramann abschloß. Doch er nahm zugleich Flötenunterricht bei Milan Munclinger, einem Spezialisten für alte Musik, und er debütierte als Saxofonist bei den »Sputnici«, einer der ersten tschechischen Rockgruppen.
Als Mitglied von Martin Kratochvils Formation »Jazz Q« und der »SHQ Combo« um Karel Velebny fand er bereits in jungen Jahren Zugang zu Spitzenformationen der tschechischen Jazzszene. Mit dem Prager Ensemble »Quax« erschloß er Ausdruckmöglichkeiten der Avantgarde. Ende der sechziger Jahre spielte Jiří Stivín, damals in London ansässig, mit dem Komponisten und Pianisten Cornelius Gardew in dessen »Scratch Orchestra«. Von 1972 bis 1977 entwickelte Stivín, gemeinsam mit dem Gitarristen Rudolf Dasek, ein wunderbares Duo, das unter dem Namen »Sytem Tandem« mit großem Erfolg durch Europa tourte und bei vielen internationalen Festivals gefeiert, schließlich Anfang der neunziger Jahre als »Reunion« reaktiviert wurde. Jiří Stivín hat mit so unterschiedlichen Musikern wie Pierre Favre und Tony Scott, Helmut »Joe« Sachse und Alan Vitous, er hat mit seinem Schlagzeug spielenden Sohn, Jiří Stivín jr., mit Chören, Big Bands und sinfonischen Besetzungen zusammengearbeitet. Als Solist der Blockflötenkonzerte von Vivaldi und Telemann errang er ebenso Anerkennung wie als Komponist und Improvisator.
Ali Haurand
Der Name Ali Haurand verbindet sich mit zahlreichen Gruppen, Projekten und internationalen Tourneebesetzungen. Als Bassist und Bandleader, als unermüdlicher Initiator und Inspirator hat der aus Viersen stammende Jazzmusiker bereits europäische Musikgeschichte geschrieben. Seit vielen Jahren bildet das von Ali Haurand gegründete und von ihm immer wieder in neuen Besetzungsvarianten präsentierte »European Jazz Ensemble« eine Art kreatives Sammelbecken, eine Drehscheibe und ein vitales Kommunikationszentrum für europäische Jazzmusiker. Obwohl der Schwerpunkt in Ali Haurands Musik stets auf dem Zeitgenössischen liegt, weiß er sich doch der großen Tradition des modernen Jazz durch eigene Spielerfahrungen und Begegnungen verbunden. So hatte er noch das Glück, beispielsweise mit Philly Joe Jones, Ben Webster, Don Byas, John Handy, Bobby Jones und Wilton Gaynair u.v.a. auf Tournee zu gehen. Bereits Mitte der sechziger Jahre spielte er im Trio und Quintett des Pianisten George Maycock. Es folgten eigene Gruppen wie »Third Eye«, das »European Jazz Quintet« sowie, gemeinsam mit Alan Skidmore das Trio »SOH«. Mit den langjährigen Weggefährten, dem Saxophonisten Gerd Dudek und dem Pianisten Rob van den Broeck spielte Ali Haurand in der hochintegrierten Formation »The Trio«. Überdies entstanden Projekte wie der »Trumpet Summit« oder die Begegnung des »European Jazz Ensemble« mit den Mitgliedern der indischen Khan-Family. Die Besetzungslisten der Bands um Ali Haurand gelten seit langem als ein »Who’s who« der internationalen Jazzelite. Seit einigen Jahren spielt Ali Haurand im Trio mit Charlie Mariano und dem Schlagzeuger Daniel Humair, im Duett mit dem Prager Flötisten Jiří Stivín und dem Pianisten Joachim Kühn und seit 1994 mit dem Pantomimen Milan Sládek.
European Jazz Polls »Jazz Forum« 1982/84/85 und 87, genannt mit SOH, European Jazz Ensemble und als Bassist. Inzwischen liegen über 55 Platten- und CD-Aufnahmen vor, die ihn zusammen mit seinen Tourneen durch Kanada, USA, Australien in über 55 Ländern international bekannt machten. Kunstpreis Frankreich 2005 an Ali Haurand: »Chevalier de l’Ordre des Arts & Jazz et des lettres«.
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