Wenn Strawinsky eine Rockband gehabt hätte, hätte sie so geklungen wie Univers Zero – dies Formulierung kennzeichnet die belgische Progressiv-Rock-Band mit kammermusikalisch-düsterem Sound, starker Rhythmik und deutlichem Jazz-Einfluss wohl ziemlich gut. Die Band nutzt neben Anleihen bei der modernen Klassik auch – gerade in ihren beiden neuesten Alben – mittelalterlicher Musik.
Univers Zero (ZU) ist eine der Gründungsbands der früheren Bewegung Rock in Opposition, die sich gegen Neonazismus, aber auch gegen die Dominanz der großen Schallplatten-Multis richtete. UZ nahm am 12. März 1978 am in London stattfindenden Gründungsfestival des künftigen Netzwerkes »Rock in Opposition« teil, gemeinsam mit Henry Cow (Großbritannien), Stormy Six (Italien), Zamla Mammaz Manna (Schweden) und Etron Fou Leloublan (Frankreich). Die Gruppen kannten sich schon seit einiger Zeit und hatten den jeweils anderen bei Auftritten in ihren Heimatländern geholfen bzw. diese erst ermöglicht. Noch im selben Jahr, im Dezember 1978, wurden die Bands Art Bears, Art Zoyd und Aqsak Maboul in die Vereinigung aufgenommen, die dadurch auf acht Mitglieder anwuchs.
Alle Mitglieder sahen sie sich in Opposition zur damaligen Musikindustrie, die sich weigerte, ihre Musik anzuerkennen. Das Festival im März 1978 war damit so etwas wie der Gründungsmoment einer gemeinsamen Initiative, einer oppositionellen Künstlervereinigung, aber auch des Plattenlabels Recommended Records inklusive eines wachsenden europäischen Vertriebsnetzes. Rock in Opposition bedeutete 1977 also vor allem ein kompromisslose Loslösung der Rockmusik vom anglo-amerikanischen Markt: Man wollte weg von der Kommerzialisierung, Banalität und Simplifizierung der Rockmusik. Dem hielt man komplexe musikalische Strukturen entgegen, mit starken Anleihen bei der zeitgenössischen klassischen Musik. Gespielt wurde eine Musik, die nicht von den Multis vermarktbar war.
Ästhetisch ist das auch heute noch zu spüren – dank des Chefs Daniel Denis, der von Anfang an bis heute dabei ist und der die spirituell-konzeptionelle Kontinuität wahrt, und dank der außerordentlich fähigen Musiker in der aktuellen Band.
Auch heutzutage, im 21. Jahrhundert, überzeugen die Belgier mit ihrer perfekt arrangierten Musik. Kaum eine andere Band im großen Feld des so genannten Progressive Rock macht eine so düstere, aber dennoch visionäre Musik wie die Belgier von Univers Zero. Der hohe kammermusikalische Anteil, die freien Improvisationen, die Anklänge an Asiatisches, die nicht-linearen Kompositionen, melodiöse Perkussion als wichtiger Faktor – dies alles bestätigt: Rock-Klischees dürfen bei diesem Ensemble am allerwenigsten erwartet werden. Aber die Band bewegt sich auf der Basis von Rock-Traditionen und im Spannungsfeld zu anderen Genres der Musik, des freien Jazz, der Kammermusik, Theater- oder Filmmusik oder bisweilen sogar mittelalterlicher Musik. Dabei extrahieren und abstrahieren Univers Zéro so stark, dass die einzelnen Quellen nicht mehr direkt nachvollziehbar bleiben und das Ergebnis neu und unverwechselbar klingt.
Ein kleiner Eindruck kann durch diesen [url ziel=http://www.youtube.com/watch?v=WJo2CPIAsMA]YouTube-Clip[/url] vermittelt werden.
Eine ausführliche Beschreibung von Entstehung und Bedeutung der damaligen Bewegung »Rock in Opposition« sowie aller dazugehörigen Bands findet man auf dem Internetportal [url ziel=http://www.babyblaue-seiten.de/index.php?content=leitfaden&leitfaden=14#oben]Babyblaue Seiten[/url]. Dort ist auch Näheres zu [url ziel=http://www.babyblaue-seiten.de/index.php?content=leitfaden&leitfaden=14#195]Univers Zero[/url] angegeben.
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