Das Wort »lila« ist Sanskrit bedeutet »Spiel«. Mehr als das: göttliches, schöpferisches Spiel, es bedeutet Zerstörung und Wiederaufbau, Werden und Vergehen des Kosmos.
Christoph Erb und Hans-Peter Pfammatter zählen zu den herausragenden Vertretern einer jungen Innerschweizer Jazzguerilla. Beide haben in ihrem bisherigen Schaffen ein vehementes Interesse an Stilbrüchen gezeigt. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis der Holzbläser, der mit seiner Band »erb gut« vor zwei Jahren den ZKB-Jazzpreis einheimsen konnte, und der Keyboarder, der mit der Band New Bag des alten Haudegens Christy Dorans um die halbe Welt gereist ist, ein gemeinsames Projekt ins Leben rufen würden.
Erb und Pfammatter sind sich immer mal wieder übern Weg gelaufen, haben gefachsimpelt und geträumt – und irgendwann haben sie dann Nägel mit Köpfen gemacht. So entstand das Quartett Lila , das als Kollektiv funktioniert: Der Gitarrist Flo Stoffner und der Schlagzeuger Julian Sartorius werden von ihren Kollegen nicht herumkommandiert, sondern sind gleichberechtigt in einen Schaffensprozess involviert, bei dem es viele frei gestaltbare Variablen gibt. Pfammatter sagt: »Wir kommen gut miteinander aus. Alle sind stilistisch sehr offen.«
Tatsächlich zeichnet sich auch die aktuelle CD »Lila« (Unit Records) nicht zuletzt durch eine unorthodoxe Rollenverteilung unter den Musikern auf – was der kürzlich verstorbene Joe Zawinul über Weather Report sagte, gilt gewissermassen auch für Lila : »Nobody solos, everybody solos.« Pfammatter sagt es so: »Wenn jemand Lust darauf hat, abzuhauen, kann er das machen.«
Die Musik dieser experimentierfreudigen Gruppe oszilliert zwischen aggressiver Deftigkeit und bizarrer Klangmalerei, vertrackte Grooves wechseln ab mit frei pulsierender Energie. Erb schreckt nicht vor Schnoddrigkeit zurück; manchmal schafft er mit der Wiederholung fieser Fieptöne mehr Spannung als viele andere Saxer durch virtuoses Rauf-und-Runter. Pfammatter ist sozusagen die Multi-Tasking-Abteilung der Gruppe, er spielt nicht nur Bass-Synthesizer und Wurlitzer, sondern ist auch für die Electronics-Garnitur besorgt. Sartorius ist das Küken der Band, aber deswegen nicht eingeschüchtert: Ein Schlagzeuger, der Gas geben kann, sich aber nie selbstgefällig in den Vordergrund spielt. Zum Gitarristen hält Pfammatter fest: »Mit Stoffner ist die Band noch ein bisschen verrückter geworden.«
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