HÅKON KORNSTAD – solo NO

Meditativ und atmosphärisch: Solo-Saxophon mit melodischer Feinfühligkeit
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Freitag
22. Jan 2010
21:00 Uhr
Bei Bugge Wesseltofts New Conception of Jazz war 1996 Håkon Kornstads Karriere gestartet. »Kornstad ist schlicht ein fantastischer Saxofonist«, schwärmte Wesseltoft, Chef des renommierten norwegischen Jazzland-Labels 2007 anlässlich der Konzerte seiner Jazzland Community wieder. Zwei Solostücke Kornstads fanden dann nicht von ungefähr den Weg auf das Live-Album. Dass Wesseltofts Urteil nicht übertrieben ist, konnte man im gleichen Jahr eindrucksvoll auf Håkon Kornstads Solo-Debüt Single Engine (Jazzland/Universal) nachhören: dort gibt es verblüffende technische Fertigkeiten auf Flöte, Tenor- und Basssaxofon, wunderschöne Themen, Intensität, hymnische Inbrunst, Ideen zuhauf und ohne dass sie überstrapaziert wurden. Man findet ein gekonntes Spiel mit Electronics, in denen sich der Bläser vervielfältigen kann, um mit sich in den Dialog zu treten, man findet Groove, Versenkung sowie den seltsam suggestiven Sound des Eigenbauinstruments Flutonette, einer Flöte mit Klarinettenmundstück, und man findet mit Sweden einen echten Ohrwurm, der als ein Referenzstück für Saxofon stehen kann. Allerspätestens seitdem hat man die besten Gründe, neben Trygve Seim noch einen zweiten großen Saxofonisten aus dem Norden in der Nach-Garbarek-Ära zu begrüßen. Diese Ankunft ganz oben kam nicht unerwartet. In diversen Konstellationen hat Kornstad seit über zehn Jahren gespielt und aufgenommen. Der Clubsound seiner Band Wibutee ist nach vier sehr bemerkenswerten CDs zu mehr als einem Geheimtipp geworden. Nichts stampft in dieser Synthese aus Mensch und Maschine dröge durch, auf kein hingebreitetes Muster kann man sich lange verlassen. Schon da spielte Kornstad erdig, verwaschen und rau wie die Ikonen der Aufbruchsjahre des modernen Jazz und transportierte dieses verinnerlichte Hintergrundwissen in sehr moderne Kontexte. Parallel veröffentlichte er mit Schlagzeuger Paal Nilssen-Love eine furiose Powerplay-Session und mit Pianist Håvard Wiik mit Superlativen gefeierte Aufnahmen. In Molde ergänzte kein Geringerer als Pat Metheny sein Trio und daneben ist er im Popkontext in der Band von Jan Garbareks Tochter Anja unterwegs. All diese Einflüsse, Spielweisen und Neigungen sind eingeflossen in diese konzentrierte, abwechslungsreiche, überraschungspralle Soloplatte von großer Souveränität. Nun ist Håkon Kornstads neues Album Dwell Time (Jazzland/Universal) erschienen (Veröffentlichung in Deutschland am 19. Januar 2010) und einmal mehr verblüfft der Norweger: Nicht die Abwechslung steht diesmal im Vordergrund, sondern eine meditative Stimmung, innerhalb der sich der Saxophonist bewegt. Er spielt wunderbar atmosphärische Stücke von melodischer Feinfühligkeit und emotionaler Tiefe, so dass man als Hörer auf nahezu hypnotische Weise in die Musik hineingezogen wird. Eine Musik voller Schönheit.

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