Eine Legende lebt wieder:
Nach ein paar Jahren der Pause hatte sich das Quartett RUF DER HEIMAT 2003 wieder reorganisiert. In der Ur-Besetzung mit Thomas Borgmann und Ernst-Ludwig Petrowsky an den Saxofonen, Christoph Winckel am Bass und Willi Kellers am Schlagzeug gaben sie in Berlin und anderswo enthusiastisch gefeierte Konzerte, und gingen dann wieder auf Tour. Als wäre nichts gewesen, aber besser denn jemals zuvor.
Das Quartett gründete sich 1992, zunächst nur mit Petrowsky als zweitem Saxofonisten, dann einige Jahre verstärkt mit Peter Brötzmann, oder auch immer wieder in der erweiterten Formation mit Petrowsky und Heinz Sauer. Dazwischen gab es auch Touren mit Charles Gayle, Roy Campbell, Johannes Bauer und Olaf Rupp.
Ernst-Ludwig Petrowsky gilt als einer der Urväter des Jazz in der DDR. Er prägte hier seit Mitte der 50er Jahre wesentlich dessen Entwicklung. Sein unverwechselbares Profil entwickelte er in Gruppen wie „Synopsis“ und „Zentralquartett“ sowie als Mitglied zahlloser internationaler Spitzenensembles, etwa der „George Gruntz Concert Jazz Band“ oder des „Globe Unity Orchestra“. Petrowsky ist Träger des Deutschen Jazzpreises 1997 - Albert Mangelsdorff Preis,
Thomas Borgmann ist der Gründer von „Ruf Der Heimat“ und „ist eigentlich ein Konservativer. Er gehört zum schmalen Anteil einer Nachkommengeneration, die das Erbe derer bewahrt, die in den Sechzigern – inspiriert von Ornette Coleman, Don Cherry und anderen – radikale Wendungen im Jazz einforderten, durchsetzten und mit dieser Haltung noch lange nicht am Ende sind.“(Eric Mandel). Seine langjährige Arbeit im Trio mit Wilber Morris & Denis Charles bzw. (nach dem Tode von Charles) Reggie Nicholson ‘BMN’, als auch seine verschiedenen Zusammenarbeiten mit Musikern wie Borah Bergman, William Parker, Peter Brötzmann, Roy Campbell, Thurston Moore u.v.a. ist bisher umfangreich auf CD’s dokumentiert bzw. auf zahlreichen internationalen Festivals vorgestellt worden. Er gehört zu den aktivsten und nachgefragtesten Saxofonisten auf der Szene.
Willi Kellers studierte Musik an den Hochschulen Münster und Detmold. Er arbeitete als Komponist an den Theatern in Bochum und Köln, Basel, Hamburg, sowie am Burgtheater Wien. Zu hören war er auf zahlreichen Konzerten und Tourneen mit Peter Brötzmann, Tony Oxley, Frank Wright, Willem Breuker, Albert Mangelsdorff, Peter Kowald, Keith Tippet, Lol Coxhill, Marylin Crispel, Manfred Schoof, Fred Frith, Charles Gayle, Cecil Taylor, Luten Petrowsky, Barre Phillips u.v.a.
Christoph Winckel: gilt als der eigensinnigste und kräftigste Bassist in Gesamtdeutschland, ein freier Spieler, aber mit ungeheurem Swing. In der früheren DDR gehörte er zu den meistbeschäftigten Musikern, machte in den 90ern dann viel Theaterarbeit (u.a. Hamburg, Bochum) und Touren im Charles Gayle Trio, mit Phil Minton oder im Peter Brötzmann Trio.
Stuttgarter Zeitung [21.10.04]: „... Petrowsky antwortet auf Borgmanns markante Tenorsax-Stimme auf seine Weise: hoch energetisch und sehr einfühlsam. Der Schlagzeuger entfacht wahre Donnerwetter. Urplötzlich verklingt das dröhnende Klanggewitter, die Schlagzeugbesen klingen wie Regen, und die Holzbläser schließen die Augen, werden ganz lyrisch und reihen einen pastoralen Wohlklang an den anderen. Freie Musik, die ihre Schönheiten nicht leichtfertig preisgibt ..."
Weser-Kurier [13.12.06]: [Das Konzert] „... endet in einem monumentalen Rausch der Klänge. Freejazz von höchster Qualität bot sich den Zuhörern. Lockende Töne setzen sie ein, preschen plötzlich vor, gehen auch mimisch völlig in ihrem Spiel auf und bieten Jazzfans ein unglaubliches Erlebnis kreativen und experimentierfreudigen Spiels. Ein Auftritt, der einen riesigen Applaus verdient hatte.“
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