TANN D

Das Gitarrentrio stellt sein stimmungsvolles neues Album vor
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Mittwoch
20. Mrz 2013
21:00 Uhr
Humor muss man sich leisten können. Denn er entsteht nicht zwangsläufig aus dem, was auf den ersten Blick witzig erscheint. Humor ist eher eine Frage der Haltung, aus der Perspektive der Kompetenz heraus etwas nicht so eng sehen zu wollen. Insofern haben TANN Humor, sehr viel sogar. Natürlich fußt die Musik der drei Musiker aus dem Umkreis der Dresdener Musikhochschule in der Tradition, hat den Jazzrock und den Blues, die alterierte Moderne und die notwendige Prise Zeitgenössisches verinnerlicht, um die Grundvoraussetzungen einer aktuellen Combo der improvisierenden Klangwelt zu erfüllen. Aber dann kommen Wendungen, die überraschen, Kommentare und stilistische Querschläger, Soundideen und Arrangementeinfälle, die den Hörerwartungen widersprechen. Dabei handelt es sich nicht um große revoluzzernde Gesten, sondern um lakonische Kleinigkeiten, ein unerwarteter Break, eine raffinierte Phrasierung, ein schräger Einschub, musikalisches Augenzwinkern für die, die mit dieser Form von Humor auf Ebene zwo umgehen können. Das funktioniert nur, weil das ein richtiges Trio ist. Hier sind drei Partner auf Augenhöhe am Werk, die sich nicht gegenseitig übertrumpfen wollen, sondern am gemeinsamen Klangbild arbeiten. Das ist noch nicht immer perfekt, schließlich ist die Band noch jung und gerade erst im Begriff, sich außerhalb der universitär geprägten In-Zirkel einen Namen zu erspielen. Aber der gemeinsame Stilwille entfaltet sich mit symbiotischer Lässigkeit, weil alle drei Beteiligten bereits auf einschlägige musikalische Erfahrungen an der Seite von kompetenten Kollegen zurückgreifen können. Der Schlagzeuger Demian Kappenstein zum Beispiel ist Meisterschüler von Eric Schaefer und als solcher prädestiniert, sich im Stilgemenge von Rocklärm bis Avantgarde zurecht zu finden. Das führte zu Auftritten mit Rolf Kühn und Markus Stockhausen ebenso wie mit Kurt Rosenwinkel und Vincent von Schlippenbach und zu einer Klangsozialistation, die das Schlagzeug zu gleichem Teil als Soundgenerator wie Rhythmusgarant versteht. Der Bassist René Bornstein wiederum hat unter anderem bei Tom Götze gelernt und ist bei Arrangementpapst Thomas Zoller in die Hörlehre gegangen. Auf dieser Basis hat er sich zu einem gefragten Sideman der ostdeutschen und Berliner Jazzszene entwickelt, der inzwischen auch über die Landesgrenzen hinaus aktiv ist. Gitarrist Dirk Haefner schließlich hat in England und Dresden studiert, bereits einige Lehrjahre als Bühnenknecht in Bands von Roger Whittaker oder Sängerin Kira hinter sich, ohne darüber seine jazzigen Interessen zu vergessen. Etappensiege gewann Haefner in Workshops in Turin, Sienna oder unlängst durch den zweiten Preis seines Trio beim Internationalen Nachwuchswettbewerb in Burghausen. Er wirkte bei Aufnahmen von Gruppen wie Sessao oder Xochil mit, im eigentlichen Zentrum aber steht TANN. Denn Kappenstein, Bornstein und Haefner haben dieses besondere Etwas im musikalischen Umgang miteinander, diesen speziellen Flow, der aus gutem Modern Jazz mit überwiegend eigenen Stücken eine individuelle Mischung macht, die herausfordert, aber nicht übertreibt, lustvoll die Tradition entkernt, ohne sie aber zu negieren. Das macht aus TANN eine Band, die beim Sprung in die internationale Liga an der Pole Position steht. – Ralf Dombrowski (Jazzthing, Süddeutsche Zeitung) Jetzt stellen Tann ihr nagelneues, bei Traumton erschienenes Album „Koniferen“ vor, das ihnen die Tür auf zahlreiche deutsche Jazzbühnen weit öffnen dürfte.

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