„Es ist das Fließende, ebenso wie das Plötzliche, das Überraschende, das diese Musik spannend macht. Dabei geht es stets um starke emotionale Statements, um Zusammenhang und Zusammenklang. Das Spektrum reicht vom Zarten und Zerbrechlichen bis hin zu Vehemenz und Dringlichkeit. EVA KLESSE überrascht, weil sie sich als Bandleaderin nicht mit Schlagzeugsoli der hergebrachten Art in Szene setzt, sondern mit ihrem vielschichtigen Spiel ständig präsent ist. Sie weiß das Quartett zu inspirieren, ihm eine Richtung zu geben und dabei allen Beteiligten größtmögliche Freiheiten einzuräumen. Das Besondere verbirgt sich im scheinbar Unspektakulären, in der Sensibilität und Souveränität, mit der hier an den modernen Jazz angeknüpft und neues Terrain betreten wird.
Mit diesem jungen Quartett hat Eva Klesse ihr musikalisches Zentrum gefunden. Die Gruppe entwickelt einen eigenen Sound und eine eigene Dynamik – vielleicht gerade deshalb, weil es der Bandleaderin gelingt, ganz unterschiedliche Temperamente zu integrieren. Während der Pianist Philip Frischkorn einen klassischen und romantischen Einfluss ins Spiel bringt, schöpft der Saxophonist Evgeny Ring seine Expressivität aus den Kraftquellen des Jazz. Der Bassist Robert Lucaciu öffnete die Räume in Richtung freie Improvisation. Doch Vorsicht, damit sind allenfalls hervorleuchtende Charakteristika benannt. Im Spiel dieses Quartetts spiegelt sich das eine im anderen. Die Stimmen verdichten und entflechten sich, finden in Duo-Konstellationen, als Trio und immer wieder als komplette Gruppe zusammen.
Ohne sich in den Vordergrund zu spielen, leitet Eva Klesse die Band vom Schlagzeug aus und verbindet dabei impulsives Musizieren mit klangrhythmischer Sensibilität. Sie liebt ein luftiges, atmendes, filigranes Spiel. Wenn man sie dabei beobachtet, merkt man wie organisch sie sich in diesem zu entfalten vermag. Im umfassenden Sinne Musikerin möchte sie sein, nicht die exzentrische Solistin am Instrument. Insofern verwundert es kaum, dass sie sich nicht nur von Meistern an den Drums, sondern ebenfalls und vielleicht noch stärker von Pianisten, Bassisten, und Vokalisten inspirieren lässt.
Eva Klesse, die mit "Xenon" im vergangenen Jahr 28-jährig ihr Debütalbum vorgelegt hat, betont, wie wichtig es ihr ist zuzuhören, mit den Mitgliedern ihrer Band zu kommunizieren und zu interagieren, Musik gemeinsam entstehen und wachsen zu lassen. Bei ihren Kompositionen folgt sie immer zuerst einem emotionalen Impuls. Mal ist es Melancholie, mal Wut, mal Überschwang, niemals Gleichgültigkeit. Auch wenn sich das Spiel oft federleichtleicht entfaltet, mit diesem Debütalbum wird kräftig angeklopft.“ [Bert Noglik]
Eva Klesse ist in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen, hörte im Elternhaus Klassik, spielte anfänglich Pop- und Rockmusik und begann sich während ihrer Gymnasialzeit, für den Jazz zu begeistern. 2005 kam sie nach Leipzig, wo sie allerdings zunächst nicht Musik, sondern Medizin studierte. Doch bereits am Tag ihrer Immatrikulation traf sie Verabredungen für eine erste Band. Sie spürte, dass sich Medizin und Musik nicht nebeneinander fortführen ließen – nicht mit ihrer Ernsthaftigkeit und ihrem Anspruch. Da sich die Liebe zum Jazz als stärker erwies, wechselte Eva Klesse zunächst an die Musikhochschule in Weimar, dann an die in Leipzig, wo sie in Heinrich Köbberling den für sie idealen Lehrer fand. 2013 schloss sie ihr Studium ab, für Eva Klesse ein magisches Jahr: sie stellte ihr Quartett zusammen, wurde mit dem Leipziger Jazznachwuchspreis ausgezeichnet und spielte mit ihrer Band bei den Leipziger Jazztagen.
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