Wer sagt, dass Jazz immer todernst und nur für ein eingeweihtes Publikum bestimmt sein muss? Die JAZZ PASSENGERS aus New York tun seit 1987 einiges dafür, dem Jazz Schwere und Ernst zu nehmen – schon der Bandname ist eine ironische Bezugnahme auf Art Blakeys legendäre Allstar-Formation Jazz Messengers, die in wechselnder Besetzung von 1954 bis 1990 bestand. Nachdem sie einige Jahre mit John Luries Lounge Lizards gespielt hatten, beschlossen Saxofonist Roy Nathanson und Posaunist Curtis Fowlkes, eine eigene Band zu gründen, die stilistisch offener sein sollte und vor allem mehr Spaß beim Musikmachen und -hören zuließ. Die Jazz Passengers mixten Blues, Gospel, Soul, Latin und viele andere Genres, Nathanson sorgt auch heute für Humoreinlagen im Geiste der Marx Brothers. Trotzdem wirkte der Passengers-Jazz nie beliebig oder verwässert, denn Jazz war immer die Grundlage. Feste Bandmitglieder und wechselnde Gastmusiker wie Marc Ribot, Bill Ware und Sam Bardfeld garantieren Premiumqualität. Von Anfang an luden die Jazz Passengers zudem gern GastvokalistInnen ein: Blondie-Star Debbie Harry entdeckte mit den Passengers ihre Berufung als Jazz-Sängerin, Ausnahme-Songwriter Elvis Costello veredelte Alben und Live-Auftritte der New Yorker. Jazz Passengers-Konzerte sind weit, weit weg von Langeweile-Jazz: Wilde No Wave-Saxofon-Kakofonien und vertrackte Percussion-Parts gehen in fröhlich-milden Swing über, hier tänzelt dreadlockiges Reggaeflair, dort wird hart gerockt. Latin-Grooves und punkige Gitarren entstauben Standards wie »Spanish Harlem« und die amerikanische Nationalhymne. Die Eigenkompositionen von Nathanson und Fowlkes irrlichtern und funkeln vor Ideenreichtum. Und dazwischen: Roy Nathansons urkomische Ansagen und bissige Witze. Kurzum: Die Jazz Passengers sind eine Band für Leute, denen Jazz üblicherweise zu verstaubt und hüftsteif ist. Die Herrschaften um Roy Nathanson und Curtis Fowlkes schaffen es, auch das ernsthafteste Publikum zum Tanzen und zum Lachen zu bringen. Was will man mehr?

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