Wenn MARCO TSCHIRPKE auf Kleinkunstbühnen am Klavier scheinbar mühelos rasante Melodien improvisiert, mal sanft und mal ganz ungestüm, sind seine sogenannten Lapsuslieder meistens nur ganz knappe Sentenzen, Wortspielereien, selten länger als eine Minute. Er kitzelt liebend gern das Ungewöhnliche und Unerwartete aus den vermeintlich bedeutungslosesten Alltäglichkeiten. Harry Rowohlt gab einmal die durchaus hilfreiche Einordnung zum Besten: „Wem Heinz Erhardt zu naiv-kindlich, Robert Gernhardt zu unpolitisch und Goethe zu langohrig ist, der findet in Marco Tschirpke auch keine Alternative.“
Tschirpkes Lyrik ist unkonventionell, hintersinnig, äußerst wortgewandt und anspielungsreich. Gespickt mit verschiedensten Verweisen auf Kunst und Geschichte schreibt er viele Verse über die vermeintlich kleinen Dinge – aus einer ganz eigenen Perspektive.
Tschirpke ist in dem, was er tut, nicht nur beneidenswert talentiert, sondern einzigartig. Freilich finden sich Anklänge an eben jene erwähnten Lyriker, doch Marco Tschirpke schafft eine eigene Form des Reimens, mal offen bösartig, dann wieder ganz unbedarft, aber immer mit großer Sachkenntnis. Nicht nur, was die Machart der Lyrik selbst betrifft, mit Versmaßen und Kadenzen versteht er ganz unverkrampft zu spielen. Auch, was den Inhalt seiner Gedichte anbelangt, die sich nicht selten um bedeutende Kunstwerke und Künstler ranken. Poeme wie „De facto Daktylen“, „Mona Lisa“, „Luther bei Cranach“ oder „Über sieben Bruckner musst du gehen“ zeugen von einem breitgefächerten kulturellen Interesse, das er, ohne jedoch ins Belehrende zu rutschen, zu famosen Versen verarbeitet.
2007 wurde Marco Tschirpke mit dem Deutschen Kabarettpreis ausgezeichnet. Sein Programm beruht auf dem Gedichtband (und Spiegel-Bestseller 2015) „Frühling, Sommer, Herbst und Günther“.
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