Nur wenige junge Musiker haben die Jazzszene in einem derartigen Tempo aufgewirbelt wie der polnische Geiger ADAM BAŁDYCH. „Zweifellos der größte lebende Geigentechniker des Jazz. Von ihm kann man alles erwarten“, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung schon 2011 über den damals noch völlig unbekannten 24-jährigen nach dessen umjubeltem Auftritt beim JazzFest Berlin. Den hohen Erwartungen entsprach und entspricht Bałdych immer noch voll und ganz. Bei ihm kann man erfahren, wie unendlich groß das Klangspektrum der Violine wird, wenn man ihr neben den klassischen Techniken auch die Möglichkeiten des Jazz und der Popmusik erschließt. Mal packt Bałdych zu wie ein Rockmusiker, mal malt er lyrisch wie Claude Debussy. Mal schwebt er melancholisch durch die osteuropäische Volksmusik und landet dann wieder sicher auf dem Groove des Jazz. Es ist dieses Unvorhersehbare und Grenzenlose, das Adam Bałdychs Musik weit über die Zirkel des Jazz hinaus zum Ereignis macht. In Polen galt der 29-jährige Jazzgeiger schon früh als Ausnahmetalent. Spätestens mit der ECHO Jazz Auszeichnung 2013 ist deutlich, dass er wahrhaftig zu den wenigen großen Virtuosen der Violine im Jazz gehört. Und niemand interpretiert dieses Instrument dabei so heutig und vielfältig wie Adam Bałdych, der außerdem zu den führenden Brückenbauern des europäischen Jazz gezählt werden muss: Polnische Volksmusik, Klassik und Jazz jeder Couleur finden bei ihm zusammen, gespielt mit einer technischen Bandbreite, bei der sich klassischer Strich mit wirbelnder Improvisation und wuchtiger Rock-Dynamik verbinden.
Diese Brücken baut Bałdych seit 2015 mit dem Trio des norwegischen Pianisten HELGE LIEN. Folgerichtig hieß auch das erste Album dieser Kollaboration "Bridges" (2015), 2017 folgte "Brothers". Helge Liens atmosphärisches, dichtes, intensives und bildreiches Klavierspiel bot sich dabei auch hervorragend an, diese Musik auch im Duo der beiden Bandleader zu präsentieren.
Hier gefühlvoll und klar, an anderer Stelle enorm kraftvoll und eindringlich rufen der Geiger und der Pianist in ihrem Spiel die gesamte Emotionspalette hervor. Da entstehen aus Trip-Hop Beats wie von Massive Attack Melodien, wie sie Chopin nicht schöner hätte schreiben können. Da verschmilzt die Musik aus Adam Bałdychs Heimat Ostpolen mit einer typisch nordischen Atmosphäre. Und weil sich im Zusammenspiel polnische und skandinavische Sounds, amerikanische und europäische Improvisationstradition, Stile und Genres so brüderlich vereinen und ergänzen, wird auch der Hörer mit Sicherheit zum Bruder im Geiste.
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