Wenn es eine Musikerin schafft, Chilly Gonzales vom Klavierhocker zu hauen, muss sie etwas ganz Besonderes an sich haben: Die Amerikanerin SARAH McCOY hatte in Paris einen so wuchtigen Auftritt, dass der Pianist und Komponist Gonzales beschloss, gemeinsam mit dem Feist- und Jane Birkin-Produzenten Renaud Letang ihr erstes Album zu produzieren. Im Januar 2019 erschien „Blood Siren“ auf Blue Note Records, und wer es hört, kann Gonzales’ Enthusiasmus nachvollziehen. Wer Sarah McCoy live erlebt, erst recht.
In exzentrischer Show singt sie ihre gleichzeitig finsteren wie herzzerreißend schönen Songs mit mal dunkel hauchender, mal voluminös strahlender Stimme, die einen frösteln lassen und tief berühren kann. Die selbstgeschriebenen Lieder sind so offen und intim wie ihre Tagebucheinträge, „die Geschichten einer Überlebenden, voller enttäuschter Hoffnungen und verlorenere Freundschaften, vorgetragen mit Trotz und Entschlossenheit.“.
Sarah McCoy verließ schon früh ihr Elternhaus. Es war eine Flucht ins Leben, die zu einem Roadtrip quer durch Amerika wurde. Die Pianistin und Sängerin hat nie eine Hochschule besucht. Jahrelang zog sie von Stadt zu Stadt und verdiente sich ihr Geld als Straßen- und Kneipenmusikerin. Sie nennt sich deshalb zu Recht eine "Selfmade-Woman". Den Großteil ihrer Zwanziger als Sängerin und Pianistin verbrachte sie in den glühend heißen Clubs von New Orleans, einer Stadt voller Traditionen, Mythen, Schicksalsschläge - und mit viel Magie. Der perfekte Ort für ihr Aussteigerleben, das sie mit Anfang 20 gewählt hatte. Jetzt, mit 33 Jahren, führt sie eine Tradition fort und perfektioniert sie zugleich: Sie macht aus ihrer eigenen verworrenen Biografie musikalische Poesie.
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